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Das Reisen mit dem Rad ist eine Art des Reisens wie man sie anderswo so nicht erleben kann. Das Ausgesetzt sein mit der Natur und ihren Elementen ist nirgendwo intensiver als hier. Man erlebt Land und Leute von einer anderen besseren Seite kennen. Auch die Leistung sich mit eigener Kraft über weite Strecken fortzubewegen ohne dafür Geld auszugeben und die Umwelt unnötig zu belasten, gibt einem ein gutes Gefühl.

Ich möchte hier von meiner schönsten Tour berichten um eventuell auch andere Leute für Fahrradtouren in fremde Länder zu begeistern.
Im Juni 1993 brachen Elke Baur und ich zu einer Reise auf, die uns ans Ende der Welt nach Island führte...

Island 1993

Der Flug nach Island dauerte von Frankfurt aus ca. 3 Stunden und war für mich schon Abenteuer genug, da es sich bis dahin um meine erste Flugreise handelte.

Elke hatte viel Mühe mich zu beruhigen da ich etwas unter Flugangst litt und die Iceland Airline nicht gerade zu den sichersten Fluglinien der Welt zählt. Doch nichts desto trotz, wir haben es überlebt.

Nachdem wir am Flughafen in Keflavik gelandet waren sammelten wir unser Gepäck und unsere zerlegten Fahrräder ein und bauten diese wieder zusammen. Es wunderte uns dann doch schon etwas, daß andere Biker ihre Fahrräder komplett aus der Flughafenhalle abholten obwohl uns gesagt wurde, daß das Zerlegen Flugvorschrift wäre.

Wir waren dann so ziemlich die letzten, die den Flughafen verließen. Eigentlich wollten wir die Halle gar nicht verlassen, da uns draußen ein kalter orkanartiger Wind entgegenbließ der uns kaum vom Fleck kommen ließ.

Wo waren wir hier bloss gelandet? Es war kalt, windig und landschaftlich alles andere als eine Urlaubsinsel

Auf einer Art Müllkippe verbrachten wir unsere erste Nacht, da es uns nicht möglich war einen ebenen Untergrund für unser Zelt zu finden. In der Nacht schlitzte ich mir dann noch an einer scharfen Kante meinen nagelneuen teuren Schlafsack auf. Ich war am Ende. Wenn mir zu diesem Zeitpunkt jemand ein Rückflugticket in die Hand gedrückt hätte - ich wäre wieder heimgeflogen.

Der nächste Tag war wie verändert. Die Sonne scheinte, die Luft war klar und der Wind sowie unser Ärger verflogen.

Die Tour konnte beginnen...

Auf unserer 3-wöchigen gemeinsamen Fahrt legten wir 1500 km mit dem Fahrrad zurück. Wir durchquerten und umkreisten die süd-östliche Hälfte der Insel.

Wir haben dabei hundert einsame Schlachten gegen den Wind, den Regen und die Straßenverhältnisse geschlagen. Wir haben gelernt, daß 20 km bei isländischem Gegenwind eine Ewigkeit sein können. Das Fahren selbst, sowie das Suchen eines Zeltplatzes mit zugehöriger Wasserstelle wurde zum täglichen Ziel. Das Aufstellen des Zeltes mit steifgefrorenen Fingern und das Entzünden unseres verusten Benzinkochers geriet zu einem Akt der Selbsterhaltung. Die Gedanken kreisten um unsere Fahrräder, etwaige Pannen, zurückgelegte Kilometer, das Wetter und um nasse Klamotten und wie sie wohl am schnellsten trocknen könnten. Doch für jede erlittene Qual entschädigte uns Island mit seiner Landschaft, seinen Naturphänomenen und der Klarheit seiner Farben.

Die Highlights

Das Hochland

Viele Hochlandstraßen sind nur mit Pkw ausgestattet mit Vierradantrieb zu befahren. Sie werden kaum vor Anfang Juli für den Verkehr freigegeben, da Schnee und stark angestiegene Flüsse das Durchqueren verhindern.
Später erfuhren wir von anderen Radfahrern das es sich empfiehlt, vor einer Hochlandtour beim Rettungsservice in Reykjavik Bescheid zu geben und dort den Zielort und die geplante Ankunftszeit zu hinterlassen, da es auch im Sommer zu unerwarteten Wetterumschwüngen kommen kann. Ohne uns größere Gedanken über die Gefahren einer Hochlandtour zu machen wählten wir die Kjölur-Route die zwischen den zwei Gletschern Langjökull und Hofsjökull hindurchführte und zu einer der schönsten Strecken auf unserer Reise wurde.

Wasserfälle

Islands Flüsse werden reichlich durch Niederschläge und Schmelzwasser der Gletscher gespeist und bahnen sich entsprechend energiegeladen den Weg zum Meer. Nirgendwo auf der Welt kann man mehr und schönere Wasserfälle in so kurzen Abständen finden. Jeder hatte seine Mythen und Legenden. Keiner war wie der andere und jeder ein Erlebnis.

Grassodenhäuser

Da es auf Island so gut wie keine Bäume gibt, mußten die Bauern ihre Häuser aus dem bauen, was das Land hergab. Und so wurden in Island über Jahrhunderte die sogenannten Grassodenhäuser errichtet aus Feldsteinen und Grasfladen, den sogenannten Grassoden.

Geysire und heiße Quellen

In Island gibt es 700 heiße Quellen an insgesamt 300 verschiedenen Orten. Der Mensch hat diesen Bodenschatz seit jeher genutzt. Es gibt natürliche Badestellen, aber auch zahlreiche angelegte Thermalbäder die bekannteste ist die blaue Lagune. In Reykjavik wie auch in anderen Orten, wird das Wasser zur Energiegewinnung genutzt. Island zählt zu einem der umweltfreundlichsten Ländern der Welt.
Alle Springquellen der Welt sind nach dem Urvater aller Geysire, nach dem "großen Geysir" benannt. Seit Anfang des 20.Jhd. springt dieser wegen des ansteigenden Wasserspiegels nicht mehr. Glücklicherweise speit gleich nebenan der Strokkur alle drei Minuten eine 20 m hohe Fontäne in den Himmel.

Vulkane

Seine Lage auf dem Mittelatlantischen Rücken macht Island zum aktivsten Vulkangebiet der Erde. Von den rund 200 nacheiszeitlichen Vulkanen sind 30 Vulkane insgesamt 150mal ausgebrochen. Island berüchtigster Vulkan ist die Hekla, die im April 1991 ihren letzten Ausbruch hatte.

Gletscher

11,5 Prozent Islands sind von Gletschern bedeckt. Allein der Vatnajöjukull ist mit 8400 qkm größer als alle Alpengletscher zusammen.
Ein Sonnenuntergang am Gletschersee Jökulsarlon, wurde für mich zu einem der schönsten Momente auf der Tour. Das Licht brach sich mit all seinen Farben im Wasser und das Eis schimmerte in einem Blau wie man es sich in Gedanken nicht vorstellen kann.

Jeder Mensch ist auf der Suche nach dem Ort seiner Träume und hofft ihn irgendwann zu finden...